Der 1. Muharram ist der erste Tag des Jahres auf dem Islamischen Mondkalender. Mit diesem Tag beginnt der Trauermonat um den 3. Imam Hussain ibn Ali. Sie erinnern im ganzen Monat Muharram mit vielen Veranstaltungen an das Leben und an den Tod des 3. Imam Hussain und an die Umstände, die zu seinem Tod führten. Sie hören und singen viele traurige Lieder.

Imam Hussain war ein Revolutionsführer im 7. Jahrhundert, der die ultimative Aufopferung für soziale Gerechtigkeit im Angesicht von Korruption und Tyrannei erbrachte. Er gab alles, was er hatte, inklusive seinem Leben, um die Würde der Menschen zu erhalten.

Hussain ibn Ali kam 620 n.Chr. als Sohn einer Familie zur Welt, die in Verbindung mit den Werten Gerechtigkeit, Liebe und Frieden stand. Durch die Erziehung seines Großvaters Muhammad (letzter Prophet des Islam) wurde Imam Hussain zu einem Leitbild der Rechtschaffenheit, Großzügigkeit und Toleranz gegenüber jeglicher Hautfarbe, sozialer Klasse und persönlichen Glauben der Menschen. Deswegen fühlten sich die Menschen in Scharen zu ihm und zu seiner Familie hingezogen.

Ungeachtet der kulturellen Erwartungen von Imam Hussain als Oberhaupt der Shiiten und als prominente Persönlichkeit für die islamische Regierung, mied Imam Hussain jegliche Attitüden der Erhabenheit und zog es vor, sein Brot mit den Armen und Bedürftigen zu teilen. Er brach mit allen kulturellen Normen, führte die Menschen wieder zusammen und half aus, wo immer er nur konnte.

Nicht lange nach dem Ableben Prophet Muhammads, verfiel die Führerschaft des großen Islamischen Reiches in die Hände korrupter Herrscher. Die guten moralischen Werte, die Prophet Muhammad seit seines Lebens in die Gesellschaft installiert hatte, wurden mit der Machtübernahme durch die Umayyaden Dynastie und der Herrschaft Yazids allmählich ausgemerzt.

Nachdem Imam Hussein sich weigerte, Yazid den Treueid zu schwören, schickten ihm die Leute von Kufa unzählige Briefe, in denen sie ihn einluden, nach Kufa zu kommen, um ihm dort die Loyalität zu versprechen und ihm zu helfen, sich von Yazids Unterdrückung zu befreien. Daher reagierte der Imam auf den Ruf des Volkes und reiste mit seiner Familie und seinen Gefährten Richtung Kufa. Auf dem Weg dorthin wurde er jedoch von der etwa 30.000 Mann starken Armee auf Befehl von Yazid und unter dem Kommando von Hurr, in den heißen Ebenen von Karbala gestoppt.

Der Imam blieb acht Tage an diesem Ort. In diesen Tagen stärkte er seine Position und wählte schließlich seine aufrichtigen Gefährten aus. Er rief seine Gefährten nachts zusammen und sagte ihnen in einer kurzen Rede, dass es keinen Weg vorwärts außer Tod und Martyrium gebe. Der Feind wolle es nur mit ihm alleine aufnehmen, deshalb breche er seinen Treueid, damit jeder, der will, in der Dunkelheit der Nacht fliehen und sein Leben retten könne. Dann befahl er, die Lichter auszuschalten, damit die Gefährten, die nicht kämpfen wollten, ohne sich schämen zu müssen, weggehen konnten. Nur einige wenige entschieden sich zu bleiben, einschließlich Kinder, Brüder, Neffen, Nichten und Cousins.

Der Imam wiederholte ein zweites Mal, dass der Feind nur ihn allein bekämpfen wolle und wandte sich an seine treuen Gefährten und Verwandten. Er erklärte, dass jeder die Dunkelheit der Nacht nutzen und der Gefahr entkommen könne. Diesmal blieben sie jedoch alle und sagten, dass sie sich in keinem Moment vom Weg der Wahrheit abwenden wollten und den Imam und seine Familie bis zum letzten Blutstropfen verteidigen würden.

Am 9. Muharram wurde der Imam wieder bedroht, zwischen Treue und Krieg zu wählen. Imam Hussain, der die Unterdrückung und Tyrannei mit Treue zu Yazid nicht bestätigen wollte, nahm sich eine Nacht frei, um zu beten, und entschied dann, am nächsten Tag, dem 10. Muharram, mit dem Feind zu kämpfen.

Das vielleicht Außergewöhnlichste an diesem Widerstand war, dass Imam Hussein mit nur 72 seiner Gefährten einer riesigen Armee von 30.000 Menschen standhielt. Für den Imam und seinen Gefährten hatte die Freiheit und die Nicht-Hingabe für Unterdrückung einen viel größeren Wert als das eigene Leben. Diese unfaire Schlacht dauerte trotz der geringen Anzahl von Imams Gefährten etwa sieben Stunden, da die Willenskraft stärker ist als die Kraft der Ausrüstung und die Anzahl der Menschen.

Im Jahre 680 n. Chr., nach drei Tagen ohne Wasser und Nahrung der sengenden Hitze der Wüste des heutigen Irak ausgesetzt, stand und fiel Imam Hussain, zusammen mit seinen Gefährten, tapfer, um für all jene einzustehen, welche der Unterdrückung ausgesetzt waren. An dem Morgen des 10. Muharram stellten sie sich dem Feind und kämpften sie bis zu ihrem letzten Atemzug. Alle die in der Schlacht teilgenommen haben, wurden getötet und erreichten den Märtyrertod.

Mit diesem tragischen Ende, allerdings heldenhaftem Akt der Hingabe, war Imam Hussain letzten Endes siegreich. Sein Tod wurde zum Katalysator für revolutionäre Veränderungen und führte zum Sturz von Yazids tyrannischer Regentschaft. Imam Hussain blieb seinen Prinzipien bis zum Ende treu und sein Erbe inspiriert noch immer Millionen Menschen auf der ganzen Welt.

Kompilatorin: N. Bayani